Monday, March 31, 2008

Inflation klettert auf Rekordhoch

Inflation klettert auf Rekordhoch

Von Philip Plickert

31. März 2008 Die Verbraucherpreise sind im Euro-Raum im März um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das teilte das europäische Statistikamt Eurostat am Montag als Ergebnis einer ersten Schätzung mit. Im Februar hatte die Jahresteuerung 3,3 Prozent, im Januar 3,1 Prozent betragen. Die Europäische Kommission zeigte sich über den starken Preisanstieg beunruhigt. „Das ist keine gute Zahl. Das ist mehr, als wir erwartet haben“, sagte eine Sprecherin der Kommission in Brüssel. Die Inflationsrate von 3,5 Prozent ist die höchste seit Beginn der Währungsunion 1999. Nimmt man einen gewichteten Durchschnitt der Inflationsraten der teilnehmenden Länder, so war zuletzt Mitte 1992 ein so starker Anstieg der Verbraucherpreise zu messen. Besonders hoch war die Teuerung in den vergangenen Monaten in Slowenien mit mehr als 6 Prozent sowie in Griechenland, Spanien, Luxemburg, Zypern und Malta mit mehr als 4 Prozent.

Einzelheiten über die Ursachen des nun beschleunigten Preisauftriebs wird Eurostat erst in zwei Wochen veröffentlichen. Zum Teil ist er mit dem Anstieg des Ölpreises auf deutlich über 100 Dollar je Barrel (159 Liter) zu erklären. Der vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut berechnete Rohstoffpreisindex lag im Februar 15 Prozent über dem Vorjahreswert. Auch Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Monaten zum Teil erheblich verteuert. Ohne die höheren Energiekosten, die etwa ein Zehntel des statistischen Warenkorbes ausmachen, hätte die Inflation im Februar im Euro-Raum nur bei 2,5 Prozent statt bei 3,3 Prozent gelegen. Die Kommission warnte abermals vor überzogenen Lohnsteigerungen als Reaktion auf die höhere Inflationsrate. „Wir müssen Zweitrundeneffekte vermeiden“, sagte die Sprecherin. Eine inflationäre Spirale aus Löhnen und Preisen wäre nicht im Interesse der Verbraucher.

„Eine negative Überraschung“

Die verfügbaren Einkommen in Deutschland sind im vergangenen Jahr um rund 2 Prozent gestiegen. Die Verdienste der Arbeitnehmer nahmen jedoch durchschnittlich nur um 1,4 Prozent zu - weniger als die Inflation. Am Freitag hatte das deutsche Statistische Bundesamt die Teuerungsrate für März auf 3,1 Prozent geschätzt, nach 2,8 Prozent im Februar. Anders als Eurostat berücksichtigen die deutschen Statistiker in ihrem Warenkorb auch die Mieten für selbstgenutztes Wohneigentum, die einen dämpfenden Effekt auf die Preisentwicklung haben. Deutsche Bankvolkswirte hatten nicht mit einer so starken Beschleunigung der Inflation im Euro-Raum gerechnet. Die Zahlen seien „eine negative Überraschung“, sagte Christoph Weil von der Commerzbank. Die Europäische Zentralbank (EZB) gerate damit immer mehr in ein Dilemma, da neben der Teuerung auch die Konjunkturrisiken zunähmen. Nach den jüngsten Umfragen der Kommission hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euro-Raum im März vor dem Hintergrund der Finanzkrise stärker als erwartet eingetrübt. Der Sammelindex zur Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung sank von 100,2 auf 99,6 Punkte.

Ihrem Auftrag folgend, muss die EZB für Preisstabilität sorgen, die sie als eine mittelfristige Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent definiert. Im vergangenen Jahr betrug die Teuerung durchschnittlich 2,15 Prozent. In diesem Jahr dürfte der Wert deutlich steigen. Die EZB-Ökonomen rechnen in ihrer neuesten Projektion vom März mit einer Spanne von 2,6 bis 3,2 Prozent. Im kommenden Jahr werde der Anstieg der Verbraucherpreise mit 2,1 Prozent wieder näher am Ziel der Preisstabilität liegen. Zugleich haben sich hochrangige Vertreter der EZB in den vergangenen Wochen immer wieder besorgt über bestehende Preisrisiken geäußert.



Text: F.A.Z.
Bildmaterial: ddp, F.A.Z.

No comments: