Microsofts „Open XML“
Ein Dateiformat für die Computer der Zukunft
Von Carsten Knop
02. April 2008 Nach heftigem Streit mit Wettbewerbern und Kommunen wie der Stadt München ist das neue Dokumentenformat „Open XML“ des amerikanischen Softwarekonzerns Microsoft als Standard der internationalen Normungsorganisation ISO akzeptiert worden. „Dabei geht es um eine Antwort auf die Frage, wie Daten aus Dokumenten, die vor 20 Jahren von einem Computer gespeichert worden sind, auch in 40 Jahren noch lesbar sein werden. Das Open-XML-Format zeigt privaten Computernutzern, Unternehmen, aber auch öffentlichen Institutionen wie Archiven einen Weg, Daten zukunftssicher zu machen“, sagt Dorothee Belz, Direktorin Law and Corporate Affairs von Microsoft Deutschland.
Um die hiermit verbundenen technischen Schwierigkeiten zu lösen, braucht man standardisierte Dateiformate, die unabhängig von einem Programm eines Softwareherstellers funktionieren, den es möglicherweise an einem fernen Tag in der Zukunft nicht mehr gibt. Die meisten Bürodokumente der Welt sind mit einem Programm gespeichert worden, das vom weltmarktführenden Softwarehersteller Microsoft stammt, sei es mit Word, Excel oder Powerpoint.
Aber für diese Daten gab es bisher kein zukunftssicheres Standardformat. Der erste Standardisierungsversuch für das von Microsoft hierzu ausersehene „Office Open XML“-Format war im September 2007 gescheitert. Nach der jüngsten Abstimmungsrunde steht der Standardisierung durch das ISO nun aber nichts mehr im Weg.
Auch von Linux und Mac OS genutzt
Damit ist „Office Open XML“ nun wie „HTML“ (das Dateiformat des Internets) oder „PDF“ (als Standard für Dokumente, die von einem Betrachter nicht mehr verändert werden können) ein offener Standard für den Austausch von Dokumentenformaten. Die Anerkennung als ISO-Standard ist in den vergangenen Jahren zunehmend wichtiger geworden, vor allem weil Regierungen und Behörden im Rahmen ihrer Beschaffungsentscheidungen den Einsatz standardisierter Formate fordern.
Microsoft hatte das Format mit dem Dateikürzel „.xml“ mit dem Bürosoftware-Programmpaket Office 2007 eingeführt. Der Standard hat seither Verbreitung in der Softwareindustrie gefunden und wird von verschiedenen Technologieplattformen verwendet, einschließlich der Betriebssysteme Linux, Windows, Mac OS und Palm OS.
„Anwender und Regierungen profitieren“
Um die Anerkennung als ISO-Standard hatte es - wie in der wettbewerbsintensiven Technologiebranche üblich - in den vergangenen Monaten Streit gegeben. Ein Teil der Industrie um IBM, Google oder auch Sun Microsystems wehrte sich dagegen. Die Gruppe verweist darauf, dass das konkurrierende Format ODF („Open Document Format“) schon als ISO-Standard akzeptiert worden sei. Die Anerkennung von „Open XML“ sei daher unnötig und mache nur den Kunden das Leben schwerer, weil sich die beiden Formate nicht miteinander vereinbaren lassen.
„Open XML“-Dateiformate sind für die Übertragung bisheriger Dokumente des Microsoft-Programmpaktes „Office“ optimiert, was die Übertragung mehrerer Milliarden dieser Dokumente erleichtert. „Von dieser Entscheidung profitieren Technologieanwender und Regierungen, denn sie können das Dokumenten-Format wählen, das am besten ihren Ansprüchen genügt“, sagte Achim Berg, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland, im Anschluss an die Entscheidung. Durch die Anmerkungen von Fachleuten im Rahmen des Verfahrens habe der Standard auch noch deutlich verbessert werden können.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dpa