Wednesday, January 07, 2009

Der ideale IT-Mitarbeiter 2010

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07. Januar 2009, 08:10 Uhr

Prognosen

Der ideale IT-Mitarbeiter 2010

Von Andrea König

Nerds waren gestern: Der IT-Experte der Zukunft soll vor Publikum sprechen können und betriebswirtschaftlich denken. Eine Gartner-Analystin, ein Berater und eine Professorin geben Ratschläge für die Jobausrichtung in der IT-Branche.

München - Schon 2010 könnte es so weit sein, dass die am heftigsten umworbenen ITler gar nicht diejenigen mit den besten Technikkenntnissen sind. Die Programmierer und Support-Mitarbeiter werden dann nämlich weg sein, weil ihre Jobs ausgelagert wurden. Was die IT-Abteilungen dann brauchen, sind Generalisten.

Souveränes Auftreten: Der ITler der Zukunft sollte Kontakte knüpfen und pflegen können
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Souveränes Auftreten: Der ITler der Zukunft sollte Kontakte knüpfen und pflegen können

© Corbis
Sie sollten sowohl die technische als auch die unternehmerische Seite verstehen. Menschen, die IT-Pläne entwerfen und gleichzeitig umsetzen können. Und zwar so, dass die Firma davon profitiert. Zudem sollen Arbeitnehmer innerhalb der Firma und mit Kunden Kontakte pflegen können. Zu diesem Ergebnis kommen eine Gartner-Analystin, ein Berater und eine Professorin bei einer Befragung des IT-Magazins Computerworld.com.

Dass der ITler der Zukunft diese Fähigkeiten mitbringen sollte, darin sind sich drei Forschungsgruppen einig. Aber aus welchem Grund braucht man bald nur noch Generalisten? Das liegt unter anderem an Veränderungen im Konsumentenverhalten, einem Anstieg von Firmenfusionen, Outsourcing, der Verbreitung mobiler Anwendungen und der Zunahme gespeicherter Daten.

Hinzu kommt: Viele der 2010 besonders gefragten Fähigkeiten erwirbt man abseits der IT. Dazu zählen beispielsweise gestalterisches Talent, exzellentes mathematisches Verständnis oder die Gabe zum Sprechen vor Publikum. Fähigkeiten, die IT-Mitarbeiter heute nicht automatisch mitbringen.

Vorreiter sind Unternehmen wie Google, Ebay und Yahoo, die längst Mathematik- und Finanzgurus rekrutieren. Die nationale Akademie der Wissenschaften in den USA hat Lebensbereiche identifiziert, in denen technische Fertigkeiten mit artistischen kombiniert werden. Ein Beispiel dafür ist das Computerspielen.

Gartner-Analystin Diane Morello beschreibt die ideale Belegschaft in ihrer Studie "IT Professional Outlook" als "nach außen fokussiertes und unternehmensorientiertes Kompetenzzentrum". Kollegen werden noch stärker als heute geografisch getrennt sein. Deshalb sollten sie lernen, im Team zu arbeiten. Auch mit Menschen, die sie vorher noch nicht kannten. Erfahrungen im Projektmanagement und in der Entwicklung neuer Applikationen werden 2010 unverzichtbar sein, glaubt Morello. Das gilt für Dienstleister ebenso wie für Softwareentwickler und IT-Unternehmen.

Managementfähigkeiten werden immer gefragter, weiß Morello. Bis 2010 übernehmen sechs von zehn IT-Fachkräften auch betriebswirtschaftliche Aufgaben. Gartner sagt außerdem voraus, dass in den kommenden zwei Jahren 10 bis 15 Prozent der IT-Fachkräfte ihren Job verlassen werden. Teils, weil ihre Aufgaben automatisiert werden oder weil sie an ihrer Tätigkeit das Interesse verlieren.

IT und BWL: "Die betriebswirtschaftliche Seite wird wichtiger als die technologische"
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IT und BWL: "Die betriebswirtschaftliche Seite wird wichtiger als die technologische"

© corbis
"Die Hot Jobs 2010 sind die Jobs, in denen Voraussetzungen geschaffen werden: Unternehmensarchitekten, System-Analysten und Projektmanager", sagt David Foote, Chef der IT-Beratung Foote Partners. "Wenn ich IT-Experte wäre, würde ich mich für einen dieser Jobs entscheiden. Viele können das allerdings gar nicht, weil sie solche Technokraten sind."

"Die betriebswirtschaftliche Seite wird wichtiger als die technologische", weiß Kate Kaiser, Professorin an der Marquette Universität in Milwaukee. 2005 führte sie mit 104 CIOs eine Studie durch und bestimmte, welche Fähigkeiten man für den Job braucht.

IT-Fachkräfte, die auch nach 2010 Erfolg haben werden, verfügen auch über betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Falls nicht, werden auch sie Jobs finden - in Nischen.

Morello, Foote und Kaiser geben im Folgenden einige Tipps für die Jobausrichtung:

Unternehmensbereich

Durch Fusionen und Ankäufe werden Firmen immer größer. Aber es braucht mehr als technische Integration, wenn zwei Firmen erfolgreich fusionieren sollen. Während Firmen die technischen Aspekte beherrschen, sind sie "miserabel darin, Kulturen zusammenzuführen", sagt Foote. Zukünftige Schlüsselrollen sagt er Unternehmensarchitekten voraus, die in den Bereichen Technologie, Sicherheit und Daten tätig sind.

Firmen wie Microsoft und IBM rekrutieren schon jetzt Unternehmensarchitekten. "Sie sagen, dass sie untergehen, wenn ihre Architektur einen bestimmten Level nicht erreicht", so Foote.

Gartner fragte bei Hunderten von CIOs nach, wo sie die Wachstumsmärkte sehen. "Das Ergebnis war einstimmig: Prozess- und Beziehungsmanagement wurden am höchsten eingestuft", sagt Morello.

Dass die unternehmerische Seite als immer wichtiger eingestuft wird, liegt auch am Outsourcing. Wenn Firmen mit Drittanbietern zusammenarbeiten, müssen sie in Mitarbeiter investieren, die den Kontakt pflegen.

Technologie-Infrastruktur und Services

Die Gartner-Studie kam außerdem zu dem Ergebnis, dass die Fähigkeiten im Bereich Technologie-Infrastruktur und Services den stärksten Rückgang erleben werden. Jobs wie Programmierung werden häufig durch Automatisierung ersetzt oder ausgelagert. Anders fällt die Zukunftsprognose für System-Auditoren aus. Ihre Bedeutung wächst. "Compliance verschwindet nicht - sie wird wichtiger", weiß Foote.

Datensicherheit

Auch das Bewusstsein für Datensicherheit wird mit den aktuellen Datenmissbrauchsfällen stärker. IT-Sicherheit zählt laut Kaiser zu den zehn Fähigkeiten, die in den kommenden fünf Jahren hohe Bedeutung in Unternehmen erlangen werden.

Weltweit beschäftigen Firmen 1,4 Millionen IT-Sicherheitsspezialisten, ermittelte eine IDC-Studie Anfang des Jahres. Bis 2010 werde diese Zahl auf zwei Millionen steigen, sagen die Forscher voraus.

Archivierung

Hat ein Unternehmen eine firmenweite Server-Strategie, braucht es auch eine firmenweite Archivierungs-Strategie und die Fähigkeit, diese anzuwenden. "Storage-Administratoren sind schon jetzt sehr gefragt und teuer", sagt Foote.

Applikationsentwicklung

Applikationen werden bis 2010 ausgelagert. Interne Entwicklung wird es nach wie vor geben - nur völlig anders als heute. Sie werde kundenorientierter und biete strategische Vorteile, glaubt Foote.

Internet

In der Onlinebanking-Industrie wollen Firmen das Geld ihrer Kunden verwalten - vom Kredit bis zum Rentenkonto. Um auch 2010 noch erfolgreich zu sein, brauchen die Banken nutzerfreundliche Webseiten mit künstlicher Intelligenz, Data-Mining und ausreichenden Kapazitäten für Datenlagerung, so Foote.

"Schnelle Applikations-Entwicklung und rasches Programmieren sind sehr gut bezahlte Jobs. Aber sie setzen Flinkheit und Flexibilität voraus", sagt der IT-Experte.

Footes Mantra für die kommenden zehn Jahre: "Wenn Sie denken, dass jetzt schon Konkurrenz auf dem Markt herrscht, warten sie auf 2010. Ein globales Spielfeld, Innovationen und immer schnelle Technologien machen gefragte Fähigkeiten immer unverzichtbarer, wenn man konkurrenzfähig bleiben möchte."