Ölpreis klettert über 120 Dollar
von Tobias Bayer (Frankfurt)
Förderausfälle in Nigeria und erfreuliche US-Konjunkturdaten haben den Ölpreis erstmals über 120 $ gehievt. Analysten rechnen damit, dass sich die Rally kurzfristig fortsetzt.
n New York verteuerte sich Rohöl der Sorte West Texas Intermediate zur Lieferung im Juni auf 120,21 $ je Barrel (entspricht 159 Litern). Das entspricht einem Tagesanstieg von knapp 4 $.Die Rally des Ölpreises hält zur Zeit ungebremst an. Auf Jahressicht legte er um 93 Prozent zu. Befeuert wird die Hausse von der Angst vor künftigen Knappheiten, tatsächlichen Versorgungsstörungen und dem wachsenden Interesse der Finanzwelt an Rohstoffen als Vermögensklasse, die einen Schutz vor dem Dollar-Verfall und Inflation bietet. So hat der Greenback gegenüber der dem Euro in den vergangenen zwölf Monaten um 14 Prozent abgewertet. Nach Schätzungen haben Anleger derzeit 225 Mrd. $ in Rohstoffen investiert. Allein im ersten Quartal stieg das Engagement um 30 Mrd. $.
Einkaufsmanagerindex stützt Ölpreis
Für den Preisanstieg am Montag ausschlaggebend waren Nachrichten vom Wochenende aus Nigeria. Demnach haben militante Rebellen ein Transportsystem angegriffen und Royal Dutch Shell dazu gezwungen, den Ausstoß zu reduzieren. Preistreibend wirkte zudem der US-Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor. Im April stieg der Konjunkturindikator unerwartet von 49,6 auf 52 an. Ein Wert über 50 signalisiert Wachstum. Händler sehen sich deshalb bestärkt darin, dass es um die Wirtschaft der USA nun doch nicht so schlimm bestellt ist wie angenommen. Die Vereinigten Staaten sind der größte Verbraucher der Welt. Im Februar fiel die Ölnachfrage um sieben Prozent - das ist der größte Einbruch seit Dezember 2001.
Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, rechnet mit Blick auf die spekulativen Kaufpositionen mit einem weiteren Preisanstieg. "Angeführt von der Preisschwäche Anfang letzte Woche sind die Netto-Long-Positionen der Großanleger bei Rohöl um 17.000 Kontrakte zurückgekommen und liegen bei 53.300 Kontrakten. Dies lässt noch viel Spielraum nach oben und macht weitere Steigerungen wahrscheinlich", schreibt Weinberg in einem Researchbericht.
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