Friday, July 11, 2008

Der Dax stürzt auf Jahrestief

Frankfurter Börse

Der Dax stürzt auf Jahrestief

Von Alexander Armbruster

11. Juli 2008 Der Dax ist auf ein neues Jahrestief gefallen. Heute notierte der Leitindex der deutschen Wirtschaft um 13.14 Uhr auf 6139 Punkten. Noch vor einem Jahr, am 13. Juli 2007, ist er bis auf 8151 Punkte gestiegen, womit er sogar den bis dato höchsten Wert übersprang, den er während der Technologie-Hausse im März 2000 erreichte.

Anleger hatten im vergangenen Jahr eher damit gerechnet, dass er weiter steigen würde. Doch anstelle eines neuen Höchststandes begann die Finanzkrise. Der Dax setzte zum Sinkflug an und segelte seitdem um mehr als 2000 Punkte nach unten. Umgerechnet entspricht das einem Jahresminus von rund 24 Prozent.

Verlierer sind die Banken und Autobauer

Der Absturz erfolgte branchenübergreifend. Allen voran fielen die Aktienkurse der Banken. Der Kurs der Deutschen Bank hat sich halbiert und handelt heute etwas über 50 Euro. Commerzbank-Aktien verringerten sich beinahe genauso stark. Die Papiere der Hypo Real Estate sind um 67 Prozent niedergegangen und führen damit die Verliererliste im Dax an.

Stark gefallen sind auch die Werte deutscher Autobauer: Die Aktie von Daimler um 44 Prozent, die des Wettbewerbers BMW um 38 Prozent. Einzig der Volkswagen-Konzern bescherte seinen Anlegern Freude, ein Papier kostet momentan 168 Euro und damit 36 Prozent mehr als noch vor 12 Monaten. Dass sich die Aktie dem Markttrend entziehen konnte, lag allerdings einfach daran, dass der Luxuswagenherrsteller Porsche bei dem Massenwagenproduzenten eingestiegen ist - und damit den Aktienpreis hoch gekauft hat.

Optimistische Aussichten

Privatanleger können dennoch optimistisch nach vorne schauen. Nach Meinung vieler Profis wird der Dax bis zum Jahresende auf die Marke von 7000 Punkten zumarschieren oder diese sogar überschreiten. Die Analysten der Deutschen Bank sehen den Index in ihrem Basis-Szenario auf 7700 Punkte steigen, diejenigen der HSH Nordbank sogar auf 8200 Punkte. Peter Körndl, der die Aktienstrategie der Dresdner Bank mitbestimmt, geht von einem Indexstand von 7600 Punkten aus.

Zu seinen Annahmen gehört allerdings, dass der Ölpreis eher fällt als steigt, damit die Inflationsraten abnehmen und die Zentralbanken weniger über weitere Zinserhöhungen nachdenken. „Wenn wir geringere Preissteigerungsraten sehen, wird die Bewertung wieder eine größere Rolle spielen und in dieser Hinsicht sind Aktien immer noch im historischen Vergleich sehr günstig.“

Damit spielt er auf Bewertungsgrößen wie etwa das Verhältnis zwischen erwarteten Unternehmensgewinnen und Aktienkursen an, das derzeit für den Dax bei ungefähr 11 liegt, während der langfristige Durchschnitt 15 beträgt.

Was macht der Ölpreis?

Der Ölpreis spielt auch eine Schlüsselrolle für die Prognose der Commerzbank. „Wenn der Ölpreis konstant unter 130 Dollar fallen würde, wäre das auf jeden Fall geeignet, um die Stimmung der Anleger aufzuhellen und den Dax nach oben zu treiben“, sagt Markus Wallner. Der Aktienstratege sieht den Dax auf 7200 Punkte steigen. Aus seiner Sicht hilft, dass viele Unternehmen bilanziell immer noch gut dastehen, was zumindest das Risiko weiterer Kursverluste stark reduziert. „Allerdings ist die Nervosität momentan sehr hoch und auch geopolitische Ereignisse treiben die Kurse.“

Viele Themen für „überdiskutiert“ hält Markus Reinwand, Aktienstratege der Hessischen Landesbank. Die negativen Schlagzeilen sind aus seiner Sicht bereits in vielen Aktienkursen enthalten. In einer aktuellen Analyse hat er außerdem ausgerechnet, dass in der Vergangenheit nach Indexrückgängen um 20 Prozent meistens eine Bodenbildung folgte, von der auch wieder Bewegungen nach oben möglich waren. Der Dax klettert nach seiner Schätzung auf 7300 Punkte.

Matthias Jörss, Aktienstratege der Bank Sal. Oppenheim, ist weniger optimistisch. Auch er rechnet mit höheren Kursen, sieht den Dax aber nur auf 6900 Punkte steigen. Die Bewertungen vieler Werte seien zwar günstig. Aber die Nachrichten bleiben aus seiner Sicht erst mal schlecht. „Außerdem wird das Wachstum auf vielen Schwellenmärkten sinken und gleichzeitig die Inflation steigen, was Aktien belastet.“ Er empfiehlt deshalb Anlagen in von der Konjunktur wenig betroffenen Sektoren. Aus dem Dax hält er die Aktien von RWE, der Post, der Postbank und der Münchener Rückversicherung für kaufenswert.



Text: F.A.Z.
Bildmaterial: AP, Bloomberg; Thomson Financial Datastream, ddp, FAZ.NET

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