Studie: Schiene nicht konkurrenzfähig
Frankfurt. Ein stark angestiegenes Welthandelsvolumen, längere und komplexere Lieferketten, zunehmende Verkehrsbehinderungen im Straßenverkehr, steigende Benzinpreise, CO2-Ausstöße sowie die globale Erwärmung stellen den Logistik-Sektor vor nie da gewesene Herausforderungen. Trotzdem ist ein deutlicher Transfer der Frachtgüter von der Straße weg auf die Schiene in naher Zukunft nicht zu erwarten. Dies ist das Ergebnis einer neuen, englischsprachigen Studie von Jones Lang LaSalle mit dem Titel: „Freight Transport: Road versus Rail – Modal changes ahead“.
In Europa dominiert im Inlandsverkehr nach wie vor der Transport auf der Straße und trotz zunehmender Probleme aufgrund des rasant ansteigenden Transportvolumens, dem starken Anstieg der Kosten und der dringender werdenden Fragen des Umweltschutzes, bietet die Straße deutlichere Vorteile in Hinsicht auf einen schnellen, effizienteren und zuverlässigeren Gütertransport. „Solange der Transport auf der Straße schneller und effizienter ist und die Kosten nicht westlich höher als beim Transport auf der Schiene, wird der Großteil der Logistikunternehmer einen Wechsel nicht wirklich in Erwägung ziehen“, so Chris Staveley, bei Jones Lang LaSalle Leiter Logistics innerhalb des European Capital Markets Teams. Darüber hinaus könne nicht übersehen werden, dass sich auch beim Straßentransport einiges getan hat. Technologische Neuerungen haben zu einer steten Verbesserung des Straßentransports beigetragen und diesen auch umweltfreundlicher gemacht.
Zukünftig wird die Nutzung umweltfreundlicher LKWs eine noch größere Rolle spielen. Die Notwendigkeit, die Lieferkette noch effizienter zu gestallten, wird die Bedeutung der Technologie weiter steigern. Die optimale Ausnutzung der LKWs und damit eine Reduzierung von Leerfahrten sowie eine verbesserte Routenplanung und ein optimaler Mix zwischen verschiedenen Transportarten wird in Zukunft eine Schlüsselstellung innerhalb der Lieferkette einnehmen. Moderne GPS Systeme werden dabei eine zentrale Rolle spielen. Die Straße behauptet sich als wichtigste Verkehrsader im Gütertransport – die Schiene ist noch nicht konkurrenzfähig „Die Schiene als bedeutende Alternative ist aufgrund von weiterhin bestehenden Einschränkungen also noch nicht konkurrenzfähig“, so Chris Staveley. Handycap sind begrenzte Ladekapazitäten, längere Transportzeiten, eine unzureichende Vernetzung zwischen den einzelnen Ländern sowie unterschiedliche Transportvarianten (Straße/Schiene/Wasser) und eine weniger zuverlässige Sendeverfolgung von Frachtgut. Dazu kommen Fragen der Sicherheit sowie höhere Kosten auf kürzeren Strecken verglichen mit dem Transport auf der Straße. Auch das eingeschränkte Streckennetz, das nicht erlaubt, alle Zielorte über die Schiene zu erreichen, verhindert einen deutlichen Anstieg des Schienenfrachtverkehrs.
„Neben einem steigenden Bewusstsein für Umweltfragen werden es letztlich die Kosten sein, die einen nachhaltigen Wechsel von der Straße auf die Schiene vorantreiben“. Der Preis für Diesel ist auf seinen bisherigen Höchstwert gestiegen und hat zu einem starken Anstieg der Transportkosten geführt. Immer mehr und höhere Straßenzölle und Umweltsteuern sowie weitere Einschränkungen im
Straßentransport, wie etwa die Begrenzung der zulässigen durchgehenden Fahrzeiten der LKW-Fahrer bedeuten deutlich höhere Transportkosten im Straßenverkehr. Um dieser Kostensteigerung entgegenzuwirken, versuchen die Logistiker zum einen den Anteil ihres Frachtaufkommens auf der Straße zu reduzieren. Zusätzlich zielen viele auf den Aufbau eines regionalen an Stelle eines zentralen Verteilernetzwerks, um so die Transportrouten zu den lokalen Verbrauchermärkten zu verkürzen.
Obwohl davon auszugehen ist, dass es noch mindestens 10 bis 15 Jahre dauern wird, bis sich der Schienenverkehr als nachhaltig konkurrenzfähig etabliert hat, stellt sich nach einer Umfrage von Jones Lang LaSalle bei den wichtigsten Logistikunternehmen europaweit immerhin die Hälfte der Logistikunternehmen schon heute auf eine solche Entwicklung ein, in dem sie Logistikstandorte mit direktem Zugang zur Schiene bevorzugen, auch wenn sie ihn noch gar nicht aktiv nutzt. Einige Entwickler sehen den Gleisanschluss darüber hinaus als Marketingtool im Kampf um Mieter an.
Allerdings zeigt diese Studie auch, dass die anderen 50 % der Nutzer diesen Service gar nicht nachfragen. „Während die einen also zukünftig mit einem deutlichen Anstieg ihrer Transportaktivitäten über das Schienennetz rechnen und sich entsprechende Optionen sichern, um kurzfristig eine Verlagerung des Gütertransports von der Straße auf die Schiene realisieren zu können, reichen der anderen Hälfte Gründstücke ohne Gleisanschluss völlig aus“, so Alexandra Tornow, bei Jones Lang LaSalle Leiterin EMEA Logistics Research. Und weiter: „Beide Varianten zeigen derzeit in der Preisgestaltung keine gravierenden Unterschiede. Potential bleibt hier also weitgehend preisneutral.“ (sv)
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