Wednesday, October 08, 2008

Dax fällt unter die Marke von 5000 Punkten

Dax fällt unter die Marke von 5000 Punkten

8. Oktober 2008, 06:10 Uhr

Panik an den Aktienmärkten: Der Dax hat zu Handelsbeginn 8,4 Prozent verloren, der japanische Nikkei-Index erlebte den schlimmsten Crash seit 20 Jahren. Zuvor hatte der Dow Jones in New York 5,1 Prozent nachgegeben – trotz einer dramatischen Rede von US-Notenbankchef Bernanke.
Foto: AP

Panik an den weltweiten Börsen: Dieser Händler in Frankfurt kann das Elend nicht mehr sehen. Der Dax rutschte unter die Marke von 5000 Punkten.

Schwarzer Mittwoch für den deutschen Aktienmarkt: Der Deutsche Aktienindex (Dax) ist am Mittwochvormittag unter die Marke von 5000 Punkten gefallen. Im Handelsverlauf notierte er bei 8,4 Prozent im Minus – und einem Stand von 4875. Die Kursverluste zogen sich durch alle Branchen. Unter Verkaufsdruck standen erneut Finanzwerte und Autowerte. Auch der TecDax rutschte dramatisch ab – um fast zehn Prozent.

Auch Tokio erlebte einen der schlimmsten Abstürze aller Zeiten: Der Leitindex Nikkei fiel um mehr als 9,4 Prozent oder 952 Punkte auf 9203 Zähler. Das ist der tiefste Schlussstand seit Juni 2003 und der höchste Tagesverlust seit mehr als 20 Jahren. In den vergangenen zwei Wochen büßte der Index damit insgesamt 24 Prozent ein.

„Die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten und die immer tiefer gehende Finanzkrise bringen nahezu überbordende Sorgen mit sich“, sagte der Fondsmanager von Ichiyoshi Investment Management Mitsushige Akino. „Niemand kauft, auch wenn die Aktien billig bewertet sind.“ Angesichts eines weiterhin starken Yen gaben Exportwerte besonders stark nach. Papiere des Autoherstellers Toyota verloren 6,7 Prozent. Die Aktie wurde zusätzlich durch Medienberichte belastet, denen zufolge der Jahresgewinn wohl um 40 Prozent zurückgehen werde.

Die indonesische Börse hat nach einem Einbruch von mehr als zehn Prozent den Handel ausgesetzt. „Diese Maßnahme soll einem weiteren Sturz der Aktienkurse vorbeugen und den Markt beruhigen“, zitierte der seriöse Online-Nachrichtendienst Detik-com den Handelsdirektor der Börse, MS Sembiring.

Schlechte Vorgaben aus den USA

Zuvor hatten auch die US-Börsen ihre Talfahrt fortgesetzt. Ungewöhnliche Finanzhilfen der US-Notenbank Fed konnten die Sorgen der Händler um die US-Wirtschaft am Dienstag nicht zerstreuen. Auch ein Signal von Fed-Chef Ben Bernanke für eine Zinssenkung brachte auf dem Parkett keine Erleichterung, weil an den Märkten damit ohnehin gerechnet wurde. Da Bernanke aber vor immer größeren Konjunkturrisiken warnte, bauten die Börsenbarometer ihre Verluste noch deutlich aus. Besonders kräftig abgestraft wurde der Branchenriese Bank of America, der mit einem drastischen Gewinnrückgang als unliebsamer Vorbote der Bilanzsaison galt.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte pendelte im Handelsverlauf zwischen einem Hoch von 10.124 und einem Tief von 9436 Punkten. Er schloss mit einem Minus von 5,1 Prozent bei 9447 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index gab 5,7 Prozent auf 996 Zähler nach. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 5,8 Prozent auf 1754 Stellen. Der Dax baute zum Ende des Xetra-Handels seinen gut siebenprozentigen Vortagesverlust um 1,1 Prozent auf 5326 Punkte aus.

Die US-Indizes stellten neue Negativrekorde auf: Der Dow Jones verlor in den vergangenen fünf Handelstagen mehr als 1400 Punkte. Das ist soviel wie noch nie in einer vergleichbaren Zeitspanne. Der S&P verlor in derselben Zeit 14,6 Prozent an Wert, soviel in fünf Tagen wie seit dem Börsencrash von 1987 nicht mehr. Zum ersten Mal seit September 2003 notierte er zudem unter der Marke von 1000 Punkten.

Bernanke sagte, die Fed müsse abwägen, ob die gegenwärtige Haltung der Geldpolitik angemessen bleibe. Der Ausblick für das US-Wachstum habe sich verschlechtert und der Inflationsausblick verbessert. Börsianer sind mittlerweile fest davon überzeugt, dass die Fed spätestens bei ihrer Sitzung am Monatsende die Zinsen senkt. Die Fed will zudem künftig auch sogenannte Commercial Papers, unbesicherte kurzfristige Anleihen, kaufen. Die Papiere gelten als Mitauslöser der aktuellen Turbulenzen, Ihre Märkte sind inzwischen weitgehend zusammengebrochen. Der jüngste Schritt der US-Notenbank zur Liquiditätsversorgung der kriselnden Geldmärkte ist dramatisch, da Zentralbanken normalerweise nur gut besicherte Wertpapiere akzeptieren.

„Mir gefällt diese Commercial-Paper-Initiative der Fed“, sagte Marc Pado von AT Cantor Fitzgerald in San Francisco. Aber die Märkte wollten gemeinsame Anstrengungen der Zentralbanken sehen. Ähnlich äußerte sich auch Peter Kenny von Knight Equity Markets. Der Markt bleibe auf seinem Weg der Selbstzerstörung, solange es keine konstruktiven und bedeutenden Nachrichten der anerkannten Stellen gebe, sagte Kenny.

Die Aktien von Bank of America brachen um mehr als 26 Prozent auf 23,77 Dollar ein. Die Geschäfte größten US-Bank wurden von der Kreditkrise noch stärker in Mitleidenschaft gezogen als befürchtet. Das Institut teilte zwei Wochen früher als erwartet mit, dass sein Gewinn im dritten Quartal um 68 Prozent auf 1,18 Milliarden Dollar geschrumpft ist.

„Die Anleger machen sich wirklich darauf gefasst, dass das dritte Quartal enttäuschend ausfällt und die Prognosen für das vierte Quartal extrem enttäuschend sein werden“, sagte Fred Dickson von D.A. Davidson. Nach Börsenschluss in den USA legte der Aluminiumhersteller Alcoa seine Quartalszahlen vor. Alcoa-Papiere lagen zuvor 7,7 Prozent im Minus.


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