Sunday, November 16, 2008

G20-Staaten wollen Weltkonjunktur ankurbeln

 Finanzmärkte | 16.11.2008

G20-Staaten wollen Weltkonjunktur ankurbeln

Mehr Regulierung, strengere Kontrolle – die 20 größten Wirtschaftsnationen wollen bis März 2009 neue Regeln für die globalen Finanzmärkte schaffen. Auch ein Konjunkturprogramm für die Weltwirtschaft steht in Aussicht.

Beim Weltfinanzgipfel haben die führenden Wirtschaftsnationen (G20) am Wochenende in Washington neue Initiativen zur Belebung der Weltwirtschaft in Aussicht gestellt. Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, sagte am Samstag (15.11.2008), er hoffe darauf, dass die Industrie- und Schwellenländer rund zwei Prozent ihres Bruttoinlandproduktes für Konjunkturprogramme aufwenden. Der britische Premierminister Gordon Brown sagte, mehrere Länder bereiteten Programme zur Stärkung der Nachfrage vor. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte, Deutschland als Exportnation habe ein "besonderes Interesse daran, dass die Weltwirtschaft wieder in Gang kommt".

 

50 Maßnahmen bis März 2009

 

Merkel udn Bush begrüßen sich (Quelle: AP)Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Die Details der Reform wird Merkel mit Bush' Nachfolger Obama diskutieren Auf ihrem Gipfel vereinbarten die Teilnehmer, alle Überwachungslücken auf den globalen Finanzmärkten zu schließen. Bereits bis Ende März sollen konkrete Schritte einer umfassenden Reform vorliegen. Die Staats- und Regierungschefs segneten eine entsprechende Abschlusserklärung des Weltfinanzgipfels ab.

 

Künftig werden "alle Marktteilnehmer, alle Produkte und alle Märkte wirklich überwacht und reguliert werden", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Samstag. Einige Länder forderten ein weltweites Konjunkturprogramm im Kampf gegen die wirtschaftliche Talfahrt. Die für März geplante Folgekonferenz könnte nach bisherigen Überlegungen in London stattfinden, hieß es. Dann soll auch der künftige US-Präsident Barack Obama dabei sein, der am Treffen in Washington nicht teilnahm. Bis zum nächsten Gipfel sollen 50 konkrete Einzelmaßnahmen ausgearbeitet werden.

 

Mehr Kontrolle über Märkte und Teilnehmer

 

Zwei Männer nebeneinander (Quelle: AP)Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  Berater des neuen US-Präsidenten Obama (rechts, hier mit seinem Stabschef Rahm Emanuel) besprachen sich mit Gipfelteilnehmern

Zu den konkret geplanten Einzelmaßnahmen gehören den Informationen zufolge etwa Bilanzierungsrichtlinien für solche hoch komplexen Finanzprodukte, die zu den Auslösern der Kreditkrise zählten. Auch strengere Regeln für Rating-Agenturen stehen auf der Themenliste. Zudem geht es um schärfere Eigenkapital-Vorschriften für Banken, die Risikoprodukte anbieten. Auch Hedge-Fonds mit ihren hoch spekulativen Finanzgeschäften sollen reguliert werden. Am Rande des Gipfels trafen Berater Obamas mit Vertretern von mehr als einem Dutzend Ländern zusammen, darunter auch Deutschland.

 

Zwar einigten sich die Gipfelteilnehmer auf Grundprinzipien für eine verbesserte Regulierung der Finanzmärkte. Gerade Länder wie die USA betonten jedoch immer wieder die Bedeutung freier Märkte. Sie seien der beste Weg zu Wohlstand rund um den Globus, sagte der scheidende US-Präsident George W. Bush. Aufstrebende Schwellenländer wie Brasilien verlangen stärkere Mitsprache. Die Teilnehmer des Gipfels repräsentieren rund 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. (rri)