Die Ergebnisse einer Gartner-Studie legen nahe, dass SOA nicht mehr so populär ist wie vor einem Jahr. Gründe sind wahrscheinlich die größere Reife der Technologie und die Erkenntnis, dass auch SOA nicht über Nacht Ergebnisse bringt.
Von Peter Marwan, 12. November 2008
Derzeit laufen bereits bei etwas über der Hälfte der von Gartner weltweit befragten Firmen Projekte mit SOA-Hintergrund. Es ist anzunehmen, dass sich ein großer Teil davon im vergangenen Jahr noch in der Planungsphase befand. Interessant ist jedoch, dass die Zahl der SOA-Verweigerer zugenommen hat: Während es 2007 lediglich sechs Prozent waren, sind es jetzt 16 Prozent.
Gartner-Mitarbeiter Daniel Sholler führt das darauf zurück, dass Firmen eingesehen hätten, dass SOA nichts sei, was man im Vorübergehen mitnehmen könne, und dass viele Überlegungen und Beratungen notwendig seien, um zu gewährleisten, dass sich SOA-Anstrengungen als lohnenswert erweisen. Außerdem bestehe nach wie vor ein Mangel an gut ausgebildeten Experten.
Problemfelder: Fachkräftemangel und ROI
Bereits im vergangenen Jahr hatte das Marktforschungsunternehmen Nucleus Researchdarauf hingewiesen, dass in einer von ihm durchgeführten Befragung nur etwas über ein Drittel der Firmen einen ROI ihrer SOA-Anstrengungen nachweisen konnten. Daraus weitreichende Schlüsse zu ziehen, könnte aber übereilt sein.
Zahlreiche Experten, darunter auch der Berater Kai-Uwe Schäfer, weisen immer wieder darauf hin, dass der Nutzen einer solchen Architektur erst nach einiger Zeit sichtbar wird. "Neben den initialen Aufwendungen für Software, Schulungen und Umstrukturierungen erfordert eine Messung des Return on Investment typischerweise eine längere Phase der Stabilisierung sowie den erfolgreichen Abschluss erster Projekte." Zudem hätten SOA-Implementierungen immer auch einen fachbereichübergreifenden Charakter, was die traditionelle Vergabe von Projektbudgets und ROI-Messungen erschwere.
Wo SOA jetzt im Gartner-Hype-Zyklus steht
Sholler empfiehlt, das Hauptaugenmerk jetzt daher darauf zu legen, Shared Services und die notwendigen Governance-Prozesse zu schaffen. Größere Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern sieht er vor der Herausforderung, einheitliche Regeln der Unternehmensführung durchzusetzen.
"Der Einsatz moderner Programmierumgebungen ist mit SOA eng verknüpft," so Sholler. "Das legt nahe, dass sich eine wachsende Zahl von Firmen im Zusammenhang mit neuen Entwicklungen mit SOA beschäftigt, die Java, Microsoft .NET und einige der dynamischen Programmiersprachen wie Perl, Python, PHP und Ruby stehen." Es gelte daher auch, darüber nachzudenken, wie sich SOA in herkömmlichen Programmierumgebungen realisieren lasse, denn Fachkräfte, die beide Welten zusammenbringen können, dürften auch in Zukunft knapp sein.
Gartner fand zudem heraus, dass die Reife von SOA und die SOA-Pläne von Firmen sich je nach Region stark unterscheiden. In Europa sind die Adaptionsrate und Akzeptanz besonders ausgeprägt, in Nordamerika mäßig und in Asien schwach. In Europa ist auch der Anteil der Firmen, die sich durch SOA keinerlei Vorteile versprechen, besonders niedrig.
In Nordamerika sieht Gartner zwar eine hohe Prozentzahl von Firmen, die bereits auf SOA setzen, aber die Zahl derjenigen mit SOA-Plänen in den kommenden zwölf Monaten ist vergeleichsweise niedrig. Außerdem hat ein größerer Anteil als in Europa keinerlei SOA-Ambitionen. In Asien ist die Adaptionsrate nicht einmal halb so hoch wie in den anderen Regionen. Außerdem will dort die Mehrheit der Firmen auch innerhalb der nächsten zwölf Monate nichts in dieser Richtung unternehmen.