CHINA | 25.09.2008
Nur die Ruhe bewahren - China und die Finanzkrise
Die Schockwellen der Finanzkrise haben auch die asiatischen Märkte erreicht. Viele fürchten eine Wiederkehr der großen Asienkrise der 1990er Jahre. Die Volksrepublik China aber zeigt Gelassenheit.
Die beiden Volkswirtschaften USA und China sind längst auf Gedeih und Verderb zusammengewachsen. So ist China einer der größten Gläubiger der USA und die USA sind der drittgrößte Handelspartner Chinas hinter der Europäischen Union und Japan. Die US-Bankenkrise hat dementsprechend auch auf dem chinesischen Wertpapiermarkt für Turbulenzen gesorgt. Trotzdem sieht die Regierung in Peking nur geringen Handlungsbedarf.
Enge Partner: US-Finanzminister Henry Paulson und der chinesische Vize-Premier Wang Qishan (Juni 2008)
Professor Markus Taube, Sinologe an der Universität Duisburg, weist darauf hin, dass die USA und China auch im Bereich Finanzen eng zusammenarbeiten: “Wir haben gesehen, dass sich die amerikanischen Investmentbanken massiv in China engagiert haben. Die gesamten Strukturen, die in China aufgebaut wurden, folgen fast zu 100 Prozent dem amerikanischen Muster. Falls die amerikanischen Vorbilder in der Versenkung verschwinden, hat das natürlich Auswirkungen auf den chinesischen Markt. Man fragt sich, ob man das falsche Vorbild gewählt hat".
Zinssenkung und Aktienkäufe als Soforthilfe
Als erste offizielle Reaktion auf die Krise hat die chinesische Notenbank an einem nationalen Feiertag Mitte September überraschend den Leitzins gesenkt, um den Geldinstituten des Landes mehr Luft zu verschaffen. Außerdem kauft der Staat kräftig Aktien der Bankhäuser ein und pumpt damit viel Liquidität auf den Markt.
Diese Sofortmaßnahmen helfen zwar, kurzfristig die Stabilität der Börsen wieder herzustellen, haben aber keine langfristigen Auswirkungen. Das ist die Einschätzung von Professor Frank Tian Xie von der Business School der Drexel University in Pennsylvania. Weiter meint er: "Die Finanzkrise in den USA wird dazu führen, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung verlangsamt. Betroffen ist auch das Exportgeschäft Chinas, das ja sehr abhängig ist vom amerikanischen Markt. Leidet aber der Export, so leiden auch die Börsen. Die Effekte zeigen sich vielleicht nicht unbedingt jetzt, aber vielleicht schon in den kommenden Wochen oder Monaten."
Mit einem blauen Auge davon gekommen
Da China die Marktregeln selber aufstellt, ist man bei der weltweiten Finanzkrise zunächst mit einem blauen Auge davongekommen. "Wir müssen schon davon ausgehen, dass natürlich auch auf der chinesischen Seite Kapital fehlen wird", sagt Taube. Auf der anderen Seite müsse gesehen werden, dass aufgrund der strengen Kontrollen der Kapitaltransfers China einigermaßen geschützt sei "vor den übelsten Auswirkungen dieser aktuellen Finanzkrise".
Alles unter Kontrolle? Die chinesische Zentralbank in Peking
Mit anderen Worten: die Aufsichtsbehörden in China werden jede Überweisung ins Ausland, sei es die Beteiligung an Investmentbanken oder den Kauf ausländischer Firmen, genau kontrollieren, damit die Banken nicht wieder Schulden mit hohem Risiko einkaufen. Möglich ist das dadurch, dass die chinesische Währung auf dem Weltmarkt nicht frei gehandelt werden darf. Neben dieser starken Finanzaufsicht kann sich die chinesische Zentralbank auf eine dicke Devisenreserve in Höhe von 1800 Milliarden US-Dollar stützen. Der Staat ist dadurch jederzeit in der Lage, die eigenen Banken mit frischem Kapital zu versorgen.
Peking zieht Lehren aus der Krise
Die "roten Kapitalisten" im Pekinger Finanzministerium haben schon wichtige Lehre aus der Krise gezogen, analysiert Dr. Fred Hu, Chefökonom von Goldman Sachs in Hongkong: "Vor allem die Geldpolitik darf nicht zu viel Schaum auf dem Markt erzeugen und den Nährboden für Spekulationen anbieten." Entsprechend sollte die Aufsicht durch die Regierung effektiv und streng gestaltet werden. "Dabei ist auf das Gleichgewicht zwischen der freien Marktwirtschaft und der Einmischung durch den Staat zu achten", so Hu. In den USA, sagt er, habe es an effektiven Kontrollen gefehlt. Auch beim Risikomanagement der Banken sei das amerikanische Modell "verbesserungswürdig".
Die beiden Volkswirtschaften USA und China sind längst auf Gedeih und Verderb zusammengewachsen. So ist China einer der größten Gläubiger der USA und die USA sind der drittgrößte Handelspartner Chinas hinter der Europäischen Union und Japan. Die US-Bankenkrise hat dementsprechend auch auf dem chinesischen Wertpapiermarkt für Turbulenzen gesorgt. Trotzdem sieht die Regierung in Peking nur geringen Handlungsbedarf.
Enge Partner: US-Finanzminister Henry Paulson und der chinesische Vize-Premier Wang Qishan (Juni 2008)
Professor Markus Taube, Sinologe an der Universität Duisburg, weist darauf hin, dass die USA und China auch im Bereich Finanzen eng zusammenarbeiten: “Wir haben gesehen, dass sich die amerikanischen Investmentbanken massiv in China engagiert haben. Die gesamten Strukturen, die in China aufgebaut wurden, folgen fast zu 100 Prozent dem amerikanischen Muster. Falls die amerikanischen Vorbilder in der Versenkung verschwinden, hat das natürlich Auswirkungen auf den chinesischen Markt. Man fragt sich, ob man das falsche Vorbild gewählt hat".
Zinssenkung und Aktienkäufe als Soforthilfe
Als erste offizielle Reaktion auf die Krise hat die chinesische Notenbank an einem nationalen Feiertag Mitte September überraschend den Leitzins gesenkt, um den Geldinstituten des Landes mehr Luft zu verschaffen. Außerdem kauft der Staat kräftig Aktien der Bankhäuser ein und pumpt damit viel Liquidität auf den Markt.
Diese Sofortmaßnahmen helfen zwar, kurzfristig die Stabilität der Börsen wieder herzustellen, haben aber keine langfristigen Auswirkungen. Das ist die Einschätzung von Professor Frank Tian Xie von der Business School der Drexel University in Pennsylvania. Weiter meint er: "Die Finanzkrise in den USA wird dazu führen, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung verlangsamt. Betroffen ist auch das Exportgeschäft Chinas, das ja sehr abhängig ist vom amerikanischen Markt. Leidet aber der Export, so leiden auch die Börsen. Die Effekte zeigen sich vielleicht nicht unbedingt jetzt, aber vielleicht schon in den kommenden Wochen oder Monaten."
Mit einem blauen Auge davon gekommen
Da China die Marktregeln selber aufstellt, ist man bei der weltweiten Finanzkrise zunächst mit einem blauen Auge davongekommen. "Wir müssen schon davon ausgehen, dass natürlich auch auf der chinesischen Seite Kapital fehlen wird", sagt Taube. Auf der anderen Seite müsse gesehen werden, dass aufgrund der strengen Kontrollen der Kapitaltransfers China einigermaßen geschützt sei "vor den übelsten Auswirkungen dieser aktuellen Finanzkrise".
Alles unter Kontrolle? Die chinesische Zentralbank in Peking
Mit anderen Worten: die Aufsichtsbehörden in China werden jede Überweisung ins Ausland, sei es die Beteiligung an Investmentbanken oder den Kauf ausländischer Firmen, genau kontrollieren, damit die Banken nicht wieder Schulden mit hohem Risiko einkaufen. Möglich ist das dadurch, dass die chinesische Währung auf dem Weltmarkt nicht frei gehandelt werden darf. Neben dieser starken Finanzaufsicht kann sich die chinesische Zentralbank auf eine dicke Devisenreserve in Höhe von 1800 Milliarden US-Dollar stützen. Der Staat ist dadurch jederzeit in der Lage, die eigenen Banken mit frischem Kapital zu versorgen.
Peking zieht Lehren aus der Krise
Die "roten Kapitalisten" im Pekinger Finanzministerium haben schon wichtige Lehre aus der Krise gezogen, analysiert Dr. Fred Hu, Chefökonom von Goldman Sachs in Hongkong: "Vor allem die Geldpolitik darf nicht zu viel Schaum auf dem Markt erzeugen und den Nährboden für Spekulationen anbieten." Entsprechend sollte die Aufsicht durch die Regierung effektiv und streng gestaltet werden. "Dabei ist auf das Gleichgewicht zwischen der freien Marktwirtschaft und der Einmischung durch den Staat zu achten", so Hu. In den USA, sagt er, habe es an effektiven Kontrollen gefehlt. Auch beim Risikomanagement der Banken sei das amerikanische Modell "verbesserungswürdig".
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